Wer mit der Straßenbahn nach Lindenau zum Sprachkosmos reisen will, steigt beim „Diakonissenkrankenhaus“ aus. Im Jahr 1900 eröffnet, stand das Krankenhaus damals noch ganz am Rand der schnell wachsenden Stadt Leipzig. Gebaut wurde es übrigens auf einer ehemaligen Müllgrube.

Heute ist das Diakonissenkrankenhaus eine von vier Kliniken der Stadt Leipzig, die Grund- und Regelversorgung bieten. Es ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität, verfügt über 250 Betten und beschäftigt etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Diakonissen sind jedoch nicht mehr dabei. Im Jahr 2014 ging die letzte aktive Diakonisse in den Ruhestand, aber noch immer kann man ihr oder einer ihrer Schwestern in den Straßen Lindenaus begegnen. Man erkennt sie sofort an ihrer blauen Tracht und der weißen Kopfbedeckung.

Aber was ist eigentlich eine Diakonisse? Das Wort leitet sich vom griechischen „Diákonos“ ab und bezeichnet einen Diener oder einen Knecht. Und damit ist die Stellenbeschreibung „Diakonisse“ schon ganz gut zusammengefasst … Diakonissen sind oft in der Krankenpflege tätig, leben ohne Partner oder Familie in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und haben einen Alltag, der nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus Gebet besteht.

Heute spielen die Diakonissen im Krankenhausbetrieb keine aktive Rolle. Die Pfleger und Krankenschwestern, die hier arbeiten, tragen auch keine weißen Häubchen und müssen auch nicht evangelisch sein. Viele von ihnen sind an der hauseigenen Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege ausgebildet worden. Neben „Anatomie“, „Hygiene“ und „Pflege“ steht auch das Fach Deutsch auf dem Stundenplan; hier unterrichtet gelegentlich auch eine der Sprachkosmos-Lehrerinnen.

Angela Kobelt